Vielbesungen – der „Wonnemonat Mai“, Auftakt für den Frühsommer: Knospen voll Saft und Kraft, nach der Frühjahrsmüdigkeit kehren die Lebensgeister zurück und die Sonne lacht und lockt uns aus dem Haus heraus. Kaum eine Jahreszeit lädt uns mehr ein, sie mit allen Sinnen zu genießen – und damit immer wieder achtsam zu sein, in der Natur und in Bewegung. Und damit bin ich schon beim Thema: „Waldbaden.“
Was in Japan als eigene Form der Heilkunst schon lange therapeutischen Wert hat, wissen auch wir zu schätzen: In der Natur zu sein und sich an der frischen Luft zu bewegen, nutzen viele intuitiv, um abzuschalten und bei sich anzukommen. Und tatsächlich hilft die Atmosphäre des Waldes unserem reizüberfluteten Nervensystem, herunterzufahren und Stresshormone abzubauen. Dazu trägt Vieles bei: das gedämpfte Licht, frische Luft, ätherische Öle aus Boden, Blatt und Baumharz, emotionale Ruhe und natürlich die gemäßigte Bewegung. Gleichzeitig wirkt ein „Bad der Sinne“ in der Natur wie Aromatherapie und kurbelt die Immunabwehr an, lindert Ängste und Sorgen.
Denn es geschieht fast von selbst, dass sich unablässige Schweifen von Gedanken, die liebste Freizeitbeschäftigung unseres Unruhegeistes, im Takt der Schritte abklingt:
Gedanken wollen oft – wie Kinder und Hunde -, dass man mit ihnen im Freien spazieren geht.
Christian Morgenstern
Sören Kierkegaard, Existenzialist und Philosoph, flanierte täglich durch die Straßen Kopenhagens, denn er lebte von seinen klugen Gedanken – und einer davon ist dieser:
Verlieren Sie vor allem nicht die Lust dazu, zu gehen: Ich laufe mir jeden Tag das tägliche Wohlbefinden an und entlaufe so jeder Krankheit; ich habe mir meine besten Gedanken angelaufen, und ich kenne keinen, der so schwer wäre, dass man ihn nicht beim Gehen loswürde … Beim Stillsitzen aber und je mehr man stillsitzt, kommt einem das Übelbefinden nur umso näher … Bleibt man so am Gehen, so geht es schon.
Sören Kierkegaard, Brief an Jette (1847)
Mein Tipp: Das geht auch mit Musik …
Aus meinen Vertiefungsangeboten kennen einige die meditative, einzigartige und tief entspannende Musik von Ludovico Einaudi – auch er hat sich in sieben Spaziergängen unterschiedlicher Art vom Wald inspirieren lassen, und einen kleinen Vorgeschmack auf diesen Ohrenschmaus möchte ich euch mit auf den Weg geben, zum Erforschen und Experimentieren, für achtsames Hören, Gehen und Innehalten oder Fantasiereisen.
In diesem Sinne wünsche ich dir eine bewegte Zeit – voller Atempausen und Genussspaziergänge, wo irgend möglich, mit all deinen Sinnen.
Herzlich, Caroline