Woran erkenne ich eine Hochbegabung?
Eine überdurchschnittliche hohe Begabung zeigt sich meistens auf mehreren Feldern, wie z.B.:
- ungewöhnlich reicher, ausdrucksstarker und früh erworbener Wortschatz
- auffallend klares und logisches Denken, altersuntypische Interessen („altklug“)
- ausgeprägte Beobachtungsgabe mit hoher Detailtiefe und Interessenbreite
- Spaß am Lernen, Begreifen, Entdecken: „Wissensdurst und Lesehunger“
- Lektüre von mehreren Büchern gleichzeitig mit Gewinn für alle Themen
- hohes Detailwissen und große Merkfähigkeit in ausgewählten Bereichen
- überdurchschnittlich hohe Auffassungsgabe für Zusammenhänge jeder Art
- schnelles Erkennen von Mustern, Wirkprinzipien, Erklärungsmodellen
- „automatischer Transfer“ verschiedener Erkenntnissen in andere Bereiche
- interessenspezifische, hohe Konzentrationsfähigkeit und Vertiefungsfähigkeit
- Vorliebe für Abwechslung, Langeweile bei Routineaufgaben (üben / wiederholen)
- unabhängiges, kritisches Denk- und Urteilsvermögen, auch gegenüber Autoritäten
- klare Präferenz für eigenständiges und unabhängiges Tüfteln, Knobeln, Arbeiten
- hohe Ergebnis- und Leistungsorientierung mit perfektionistischem Anspruch
- tiefe Selbstunsicherheit, verbunden mit starker Selbstkritik und Selbstzweifel
- ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden, Wertebewusstsein und Prinzipientreue
- hohes Verantwortungsbewusstsein, Organisationsfähigkeit und Zuverlässigkeit
- ausgeprägter gefühlter / gelebter Individualismus, Suche nach „Wahlverwandten“
- großes Empathievermögen verbunden mit hoher Sensibilität und Verletzbarkeit
- überdurchschnittlich hoher Energielevel, motorische Unruhe („Getriebensein“)
Auf permanente Unterforderung durch quantitativ oder qualitativ zu wenig „geistige Nahrung“ – sei es in der Schule, im Beruf oder im Privatleben – entsteht ein Ausmaß von Langeweile, das für Hochbegabte nahezu unerträglich werden kann. Sie reagieren auf diesen inneren Stressor je nach Temperament, Geschlecht und Erziehung sehr unterschiedlich:
- Mädchen unternehmen oft den Versuch, sich der Norm anzupassen, und überfordern sich damit. Sie entwickeln spätestens in der Pubertät psychosomatische Beschwerden oder Essstörungen und zweifeln immer mehr an sich selbst, ihr Selbstvertrauen sinkt dramatisch.
- Jungen agieren ihre Unruhe eher nach Außen aus, gelten als „hyperaktiv“ und gehen quasi in den „Sitzboykott“ der mehr oder minder aktiven Leistungsverweigerung (sog. „Minderleister“). Die Folgen sind große Zweifel an ihren Kompetenzen und Fähigkeiten, die verkannt werden.
- Erwachsene „schalten“ oft erst, wenn ihre Kinder als hochbegabt diagnostiziert werden; sie haben oft einen ungewöhnliche Erwerbsbiografie mit häufigen Jobwechseln hinter sich, sind sehr vielseitig bewandert und auf vielen Interessengebieten aktiv; sie pflegen privat wenige, dafür aber sehr tiefe, intensive Freundschaften, denn oberflächlichen Smalltalk empfinden sie oft als Zeitverschwendung.